Was ist Freundschaft?
Was ist Freundschaft?
Es bleibt jedem selbst überlassen, wie er Freundschaft am Ende für sich selbst definiert und ab wann man dann doch eher von einer Bekanntschaft spricht. Doch ich finde, dass sich die Bedeutung von dem Ausdruck Freundschaft verändert hat. Ich weiß nicht, ob sich manche über die ursprüngliche Bedeutung bewusst sind, wenn sie jemanden als „Freund oder Freundin“ bezeichnen. Das Wort „Freund oder Freundin“ wird vielleicht deswegen so überdurchschnittlich oft verwendet, weil „Bekanntschaft“ sich etwas negativ/abwertend anhört und man niemanden verletzen möchte. Die Steigerung davon ist „Beste Freunde“, nur lustig, dass diejenigen, die sich „beste Freunde“ nennen häufig am meisten über sich lästern und schimpfen und sich bei der nächst besten Gelegenheit in den Rücken fallen.
Die Entwertung des Begriffs Freundschaft
Die Bedeutung von Freundschaft wurde meines Erachtens mit Facebook und anderen Netzwerken ziemlich entwertet. Wir wissen alle, dass eine Facebook-Freundschaft nichts wert ist, außer dass sie eine bequeme und kostenlose Kommunikationsmöglichkeit vor allem mit Bekannten und nützlichen Kontakten darstellt. Die Gruppe an Freunden bei Facebook ist doch nichts anderes als ein Netzwerk, das man für bestimmte Zwecke nutzt. Vielleicht sollte Facebook nochmal über die Bezeichnung für die Vernetzung zweier Personen nachdenken. Und trotzdem gibt es solche Profilneurotiker, die sich mit der Anzahl ihrer Facebook-Freunde brüsten. Das ist fast so peinlich wie Leute, die sich einreden, sie seien die besten Freunde von jemanden, der selbst davon überhaupt nichts weiß und das niemals bestätigen würde.
Wieso ist man besonders cool, wenn man viele Freunde oder möglichst prominente oder reiche Freunde hat? Es soll zeigen, dass man kein Außenseiter und durchaus interessant für eine „größere oder elitärere“ Gruppe ist. Die Zahl deiner Freunde ist also im Unterbewusstsein eine Art Indikator für deinen Marktwert. Dieser neumodische Ausdruck „Networking“ ist so ein Phänomen, das damit etwas zu tun hat und impliziert, dass man aus vielen Kontakten seine ökonomischen, beruflichen oder andere Vorteile ziehen kann. Wie ätzend und unsympathisch sich das in Bezug auf Freundschaft anhört, aber die Vorzüge von „Business-Kontakten-Freunden“ sind nicht zu leugnen, nur sollte man vermeiden gute „Connections“ mit Freundschaft zu verwechseln. Leider sind die Grenzen da teilweise fließend und viele trennen da nicht gewissenhaft.
Was ist denn nun Freundschaft und wie erkenne ich einen echten Freund? Dieser Frage will ich jetzt auf den Grund gehen.
Was macht Freundschaft aus?
Jeder kann bestätigen, dass die Zahl von wirklich guten Freunden sehr klein ist. Früher wurde der Begriff „Verwandtschaft“ häufig als Synonym für „Freundschaft“ und andersherum gebraucht. Das finde ich insofern stimmig, weil man mit einer wirklich guten Freundschaft verwandte Einstellungen zum Leben haben sollte. Natürlich kann man sich in seinen Charakteren auch ergänzen, dennoch besteht meistens eine Einigkeit in vielen elementaren Fragen zum Leben. Und was ganz wichtig ist, dass man gemeinsam lachen kann, d.h. ich bin der festen Überzeugung, dass man gar nicht erst Freunde wird, ohne einen ähnlichen Humor zu haben.
Ich gebe zu, dass es viele Abstufungen von Freundschaft/Bekanntschaft gibt und ich bin mir auch klar darüber, dass es keinen Freundschafts-Vertrag gibt, der eine Freundschaft auf den Punkt definieren kann. Doch an ein paar Merkmalen ist eine optimale Freundschaft zu erkennen, diese will ich euch nicht vorenthalten:
Ich erkenne einen Freund, wenn folgendes zutrifft:
- Ein wahrer Freund ist jemand, der alles stehen und liegen lässt, wenn du ihn brauchst. In harten Zeiten muss ein Freund bedingungslos da sein, auch ohne, dass du ihn darum bitten musst.
- Ein Freund ist ein Mensch, der dich so nimmt wie du bist und nicht versucht dich grundlegend zu ändern. Wir wissen doch schon längst, dass das auch in einer Beziehung nicht funktioniert.
- Gute Freunde sind immer hemmungslos ehrlich zueinander, auch wenn es manchmal unangenehm sein kann.
- Gute Freunde können miteinander lachen, weinen, lästern und wissen einfach alles voneinander
- Gute Freunde haben keine Geheimnisse!
- Wenn andere dich hinterrücks angreifen, verteidigt dich dein(e) Freund(in) leidenschaftlich
Wenn Freunde lange durch Auslandsaufenthalte getrennt werden, dann sollte sich das anfühlen wie Sushi ohne Fisch, Fernsehen ohne Ton oder Bud Spenzer ohne Terence Hill. Freundschaft verzaubert, sie macht gute Zeiten noch besser und lässt uns die schlechten vergessen. Jeder, der im Besitz einer solchen Freundschaft ist sollte sich glücklich schätzen...Cheers, auf die Freundschaft!
Wahre Freundschaft ist eine sehr langsam wachsende Pflanze.
(George Washington - US-amerikanischer Politiker, 1732-1799)