TipTop Reise | Iran eine bezaubernde Kulturreise

Tausend und eine Nacht – eine unvergessliche Reise

Die aufregende Abizeit war vorbei und die noch viel aufregendere Zukunft lag mir zu Füßen. In diesem Moment fühlt sich jeder junge Teenager unbesiegbar und motiviert sich ohne Furcht in das Leben zu stürzen. Man träumt davon Superstar zu werden und im Reichtum & Glück zu schwelgen. Genau in diese Phase, fern von Realität, wurde ich eingeladen den Iran zu bereisen. Naiv und völlig begeistert von diesem Gedanken ein so exotisches Land zu besuchen, blies ich alle anderen Vorhaben ab und bereitete mich auf dieses Abenteuer vor. Gott sei Dank hatte ich eine Anlaufstelle in Teheran, nämlich eine iranische Familie mit drei Töchtern, die allesamt mit Deutsch als Zweitsprache aufgewachsen sind.

Die Reise begann in Deutschland

Meine Reise begann eigentlich schon in Deutschland, als meine Freunde mir ihr oberflächliches Wissen über iranische Gepflogenheiten als Tatsachen verkaufen wollten: Du wirst dort für 3 Kamele verscherbelt, die nehmen dich dort aus wie eine Weihnachtsgans und du darfst nie wieder ausreisen oder wirst gleich verscharrt. Nachdem ich den etwas veralteten Reiseführer gelesen hatte, war ich dann doch unsicher, ob ich jemals wieder gesund und munter nach Hause kommen werde. Glücklicherweise saß ich dabei schon am Dubai Flughafen, wartend auf meinen Weiterflug nach Teheran und konnte nicht mehr zurück. Ich bin dankbar, dass ich nicht eingeknickt bin und Euch folgendes über die iranische Kultur erzählen darf:

Meine erste Begegnung mit einem Iraner

Weil es hieß man solle als Frau Männern nicht in die Augen schauen, geschweige denn die Hand geben starrte ich auf das Gepäcklaufband und zupfte nervös an meinem Kopftuch. Im Iran hat man als Frau Kopftuch zu tragen, das ist etwas, an das man sich trotz Hitze schnell gewöhnt. Auch lange Ärmel und Hosen sind Bedingung, andernfalls bekommt man großen Ärger mit den Sittenwächtern.

Jedenfalls sitze ich dort und es geschah etwas sehr seltsames: Ein iranischer, fremder Mann, Mitte 30, kam zu mir und tippte mir auf die Schulter. Er sagte: „Don´t be afraid. Iranian people are very nice. Don´t believe what you heard.” Das war unglaublich und zugleich unheimlich. Wie hat er erkannt, was in mir vorgeht und dass ich Ausländerin bin, wo ich doch dunkelhaarig und –äugig bin? Hätten meine Freunde diese Szene gesehen, sie hätten sich für ihre Äußerungen in Grund und Boden geschämt. Das Einfühlungsvermögen der Iraner ist sehr gut ausgeprägt.


Anti Antiamerikanisch?

Ein weiteres Vorurteil wurde ebenso schnell wiederlegt: Iraner hassen Amerikaner, das ahnt man, wenn man wenn man politische, iranische Oberhäupter im Fernsehen zuhört und man glaubt es, wenn man in Teheran City ein Bild wie unten abgebildet sieht. Die amerikanische Flagge, die auf meinen North Sails Rucksack genäht war, habe ich kurz vor Landung noch schnell abgetrennt – doch völlig umsonst! 70 % der iranischen Bevölkerung sind unter 25 Jahre. Das junge Volk liebt die moderne Kultur der Amerikaner: Schnelle Autos, Hightech-Geräte, Knappe Outfits und westliche Musik und Filme etc. In dieser begehrenswerten Welt lebt die Jugend zwar nicht, aber sie eifern ihr nach und hegen eine heimliche Leidenschaft für diese Dinge. Haben sie einmal Vertrauen geschöpft, verraten sie dir auch, dass sie Hoffnung haben, dass Amerikaner sie eines Tages von dem Regime befreien.

Meine iranische Gastfamilie

Die iranische Gastfamilie hat mich mit der Wärme und Neugier empfangen, wie man es sich als Fremde nur wünschen kann. Wir fuhren direkt in das Familienhaus, das wie ein Hochsicherheitstrakt von einer hohen Mauer umgeben war. Schnell habe ich gelernt, dass alle Häuser so konzipiert sind. Das Doppelleben, ganz nach dem Motto Schein und Sein sind zwei unterschiedliche Dinge, schlägt sich eben auch in der Architektur aus. Hinter verschlossenen Türen wird eben das ausgelebt, was für uns selbstverständlich ist und nicht versteckt werden muss.
Über die iranische Küche kann ich leider nicht viel Positives sagen, aber ich fand den Familienbund und die gemeinsamen Essen mit der Großfamilie wunderbar. In einem Haus wohnen meistens mehrere Generationen, die alle Ihre festen Aufgaben im Alltag haben.  Als Deutsche bin ich ziemlich gut bei den Iranern, insbesondere bei der älteren Generation angekommen. Womöglich hat das etwas damit zu tun, dass ich im Ornament des Hauptbahnhofgebäudes ein Hakenkreuz entdeckt habe.

Teheran

Teheran ist keine besonders saubere Stadt, Smog ist auch ein Laster, das Teheran ausmacht. Es sind 12 Millionen Einwohner, die diese Stadt zum Leben erwecken und ihr Persönlichkeit verleihen. Es gibt zahlreiche Museen und Paläste zu besichtigen, wie zum Beispiel die Schatzkammer oder der Spiegelpalast. Für Archäologen ist der Iran ein Traum, denn die Geschichte dieses Landes reicht weit zurück. Der Iran also das frühere Persien war eine führende Nation mit wichtigen Dichtern und Denkern, angeblich soll das biblische Paradies im Iran liegen (Beweise gibt es dafür jedoch keine). Sehr empfehlenswert ist auch die persische Poesie.

Das kaspische Meer

Eines Tages haben wir einen Ausflug an das kaspische Meer gemacht, das ein paar Fahrstunden von Teheran entfernt liegt. Der Iran besteht großteils aus Wüste oder sehr kargem Land, doch am Meer findet man etwas grünflächigere Regionen, so auch am kaspischen Meer. Ich werde niemals den warmen Sommerwind und den angenehmen Geruch von Flida in meiner Nase vergessen.
Es ist die Elite aus Teheran, die sich am kaspischen Meer versammelt. Wer etwas auf sich hält, der hat dort ein Haus mit möglichst vielen prunkvollen Säulen stehen, die aber auch mehr Schein als Sein sind.
Das albernstes und bizarrste Erlebnis während meines Iranaufenthalts war sicherlich das am kaspischen Meer: Als wir an den Strand gingen waren dort riesige Plastikwände quadratisch aufgebaut, dieses Quadrat hatte nur eine offene Seite, nämlich die zum Meer hin.  Als wir uns innerhalb dieses Zeltes befanden, bemerkte ich dass sich dort nur Frauen aufhielten und die Wände als Sichtschutz gedacht waren. So gab es dort strikte Regeln: Vormittags durften sich dort die Frauen aufhalten und nachmittags die Männer.

Isfahan – ein Traum aus Tausend und einer Nacht

Isfahan liegt auf unserer imaginären Landkarte unterhalb von Teheran und mitten in der Wüste. Für mich war es eine Oase in der Wüste, die mich fasziniert hat wie eine Fatamorgana. Die Stimmung dort ist nicht derart politisch aufgeheizt wie in Teheran und hier werden Feste gefeiert, Urlaub gemacht und Regeln missachtet. Besonders die Architektur, die pompösen Moscheen und der verruchte Bazar ziehen einen in den Tausend und eine Nacht – Bann. Ich habe noch nie einen so schönen Ort gesehen!

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