Neulich auf der Wiesn
Weil ich ein bayerisches Mädel bin und zwei schweizer Freunde zu Besuch hatte, habe ich mich verpflichtet gefühlt die Rolle des Touri-Guides einzunehmen und habe mich an einem Sonntag Mittag auf den Weg zur Wiesn (bayr. für Oktoberfest) gemacht. Natürlich habe ich vorher meine schweizer Freundin in eines meiner Dirndl gesteckt, damit Sie als Schweizerin nicht sofort unangenehm auffällt :-)
Egal wie häufig man Nicht-Münchnern sagt: "Seids vorsichtig mim Bier, des is nämlich a bissl stärker als des Normale." Es passiert doch immer wieder, dass die "Zuagreisten" nicht hören wollen. Bevor meine Bier-Warnung missachtet wurde, habe ich meinen Schweizern noch den geschichtlichen Hintergrund der Wiesn erklärt: Das Oktoberfest findet seit 1810 statt und wurde aufgrund der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese ins Leben gerufen. Seit über 200 Jahren also ist das Oktoberfest das größte Volksfest der Welt. Einheimische nennen das Oktoberfest eigentlich nur "Wiesn". Letztes Jahr wurde die Wiesn von 6 Mio. Menschen besucht, die alle zusammen 6,4 Mio. Mass getrunken haben. Eine Mass ist ein mit Bier gefüllter Krug in den 1 Liter hinein passt (auch das muss manchmal erklärt werden).
Wie dem auch sei, meine Freunde haben alle Klisches des Oktoberfests erleben dürfen, am Ende habe ich meinen Job als Touri-Guide mehr als erfolgreich erledigt: Bier, Dirndl, Lederhosen, Obatzda und Brezn, Bier, den Kotzberg haben wir auch besichtigt, Bier, Schiessbuden, Achterbahn, gebrannte Mandeln, Bier, billige Anmachen und Grapschereien, Bier und den Hangover am nächsten Tag.
Obwohl es im Zelt kein Platz mehr gab, hatten wir Glück: Vom Biergarten aus hat uns ein priveligierter Typ mit Tischreservierung vom Zelt aus durch ein Fenster angeflirtet. Anfangs haben wir uns geziert an seinen Indoor-Tisch zu kommen, so leicht wollten wir nicht zu haben sein. Doch dann bestach er uns, indem er erst Gutscheine, dann Euro-Scheine und am Ende seine Kreditkarte an die Fensterscheibe hielt. Das gehört auch zur Wiesn: Bestechlichkeit und schlechte Anmachen und Mädels, die darauf ab einem bestimmten Pegel reinfallen.
Prost!
